Raus aus dem Alltag und ab auf's Wasser
Es ist schon ein paar Jahre länger her. Manchmal, wenn ich den Wind in meinen Haaren spüre und die Wellen sanft rauschen, blicke ich zurück und sehe mich als Kind. Fast jeden Sommer konnten wir, meine Eltern und ich, damals glücklicherweise Urlaub machen. Da mein Vater zu der Zeit leidenschaftlicher Windsurfer war, verbrachten wir diese schönste Zeit im Jahr oft am Gardasee, im Norden bei Riva, dem Paradies für Surfer. Umgeben von hohen Bergen, landschaftlich so wunderschön, wo die Ausläufer der Alpen und schon fast ein Hauch von Meeresduft zusammenkommen. Obwohl ich leider lange nicht mehr da sein konnte, habe ich das Gefühl, dort noch jeden Stein zu kennen. Wenn ich zurückblicke, sehe ich mich als Kind auf einem dieser großen Steine am See sitzen und aufs Wasser schauen. Das konnte ich damals schon stundenlang. Der Duft des Sees, das sanfte Schlagen der Wellen. Der Wind, der die Leinen an die Fahnenstangen und Masten der Segelboote schlägt. Das Knarzen der Leinen der festgemachten Boote im Hafen. Der Wind und die Sonne auf meiner Haut. Hier wurde meine Liebe zum Wasser geboren.
Manchmal fuhren wir im Urlaub auch etwas weiter, bis ans Mittelmeer, an die Küsten von Italien oder Südfrankreich. Das Surfbrett oder ein damals winziges Segelbötchen, in dem gerade so zwei Personen Platz finden konnten, unsere ‚Sunflower‘, wurden aufs Autodach gepackt und dann ging es los. Wir segelten dort kurze Strecken an der Küste entlang und erlebten unvergessliche Momente. Irgendwann wurde das Bötchen gegen ein etwas größeres mit einem Motor ersetzt.
Das Besondere an dieser Zeit am und auf dem Wasser spürte ich schon damals. Es waren Momente, die wir sonst in dieser Form nicht erleben konnten. Da war Leichtigkeit und Unbeschwertheit. Gemeinsame Zeit. Ein Hobby für die ganze Familie. Picknick an Bord. Stille. Sonne, Wind und Wellen. Möwen. Natur.
In unserer heute so schnelllebigen Zeit, in der Vieles so ungewiss geworden ist, wird mir die kostbare Bedeutung und die Kraft solcher Momente immer bewusster. Täglich sind wir in unserer Gesellschaft heutzutage unzähligen Reizen ausgesetzt, die der menschliche Geist kaum noch verarbeiten kann. Und alles soll immer schneller, höher, weiter, größer, besser werden. So mancher hat darüber, im steten Versuch, den stressigen Alltag zu bewältigen, sich selbst verloren.
Doch die Natur hilft uns dabei, zurückzufinden und, wenn auch nur für einen Moment, aus dem System auszusteigen. Natur gibt uns Stille. Kraft. In der Natur können die Gedanken zur Ruhe kommen. Tief durchatmen und sich auf das besinnen, was wirklich wichtig ist im Leben.
Natur ist immer da. Das Wasser ist immer da. Wenn Du Sorgen hast, setz Dich an einen Fluss. Gib sie ab ans Wasser und lass sie treiben bis zum Meer. Wie sagte der Autor E.E. Cummings so wundervoll: ‚For whatever we lose, like a you or a me, it’s always ourselves, we find in the sea.‘
Es ist nichts Neues. Doch vielleicht ist es mal wieder eine schöne Idee für Dich. Schalte Deinen Rechner und das Fernsehen ab und zu aus, das Handy lautlos und leg es weit weg. Und dann geh raus, geh ans Wasser. Lausche. Fühle. Träume. Alles ist möglich. Wenn wir es nur wirklich wollen. Make a try.
